Mit diesem Laut beginnt und endet die Yogastunde:
Om ………… Ooooooommmmmmmm ………….
Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit.
Der Weg dorthin wird lang und beschwerlich sein, aber ich will es schaffen.
Inzwischen bin ich um zwei Einheiten Yoga erfahrener. Die Gruppe ist recht groß, 23 Frauen und 1 Mann. Offensichtlich haben in der heutigen Zeit viele Menschen das Bedürfnis nach Einheit, Vollkommenheit, Entspannung.
Wie immer in Volkshochschulkursen sind die Mehrzahl der Kursteilnehmer weiblich. Immerhin, ein Quotenmann ist dabei, aber natürlich in Begleitung seiner Frau oder Freundin. Alleine hätte er sich sicher nicht gewagt.
Das Yoga umfasst drei unterschiedliche Phasen. Zunächst ein rein meditativer Ruheteil am Anfang der Stunde. Es folgt progressive Muskelentspannung zur Vorbereitung auf die Yogaübungen. Schließlich kommen die körperlichen Übungen, die immer auch eine intensive Atmung beinhalten. Diese Übungen werden im Gleichklang mit einem tiefen Atmen abwechselnd im Liegen, Stehen, Sitzen und Knien ausgeführt. Zum Schluss folgt wieder eine meditative Ruhephase.
Die progressive Muskelentspannung ist recht einfach und schnell wirksam. Ich mache sie schon einmal, wenn ich nachts nicht schlafen kann und zur Ruhe kommen will. Insoweit ist das für mich nichts Neues. Verschiedene Muskeln werden ein paar Sekunden ganz fest angespannt, dann lässt man die Spannung wieder los und es kommt automatisch ein Gefühl der Wärme und Entspannung in diesem Muskelbereich auf. So werden nach und nach alle größeren Muskeln angespannt und wieder losgelassen bis schließlich der ganz Körper sich angenehm warm und entspannt anfühlt.
Auch die Atemübungen fühlen sich gut an. Beim tiefen Einatmen drücke ich die Bauchdecke so weit wie möglich nach außen, beim Ausatmen ziehe ich die Bauchdecke wieder ein. Das beruhigt und entspannt.
Die körperlichen Übungen zeigen mir sehr schnell die eigenen Grenzen auf. Ich merke sofort, wie steif ich geworden bin und wie schwer es mir zunächst fällt, die Übungen vollständig auszuführen. Hier hilft nur Ausdauer und viel Übung. Aber dazu bin ich ja bereit, deshalb bin ich in diesem Kurs.
Probleme bereitet mir der meditative Teil der Übungen zu Beginn und zum Ende der jeweiligen Stunde. Vor allem aber zu Beginn. Ich liege also entspannt auf dem Rücken – soweit mir das mit meinem Hohlkreuz momentan überhaupt gelingt – und schließe die Augen. Ich soll nun keine Geräusche, keine Empfindungen, keine Gedanken von außen an mich heran lassen. Ich soll ganz in der Stille versinken und meinem Inneren Raum geben. Aber wie soll ich das machen. In der ersten Stunde spielten draußen einige Kinder Fußball! In der zweiten Stunde gibt offensichtlich in einem Raum über uns ein Lehrer Klavierunterricht! Wie soll ich das überhören, wenn ich gleichzeitig auch meine Gedanken abstellen soll! Wenn ich ehrlich bin, dann macht mich das nun mehr nervös, als das es mich entspannt. Die Zeit kommt mir endlos vor, bevor das erlösende om, oomm, ooommm klingt und uns in die reale Welt zurückholen soll, die ich aber ohnehin nicht verlassen hatte.
Am Ende der dritten Stunde fällt mir die Entspannung etwas leichter. Aber es gab auch keine störenden Geräusche von außen, oder habe ich die nur nicht wahrgenommen? Auf jeden Fall war ich nach dem Übungsteil etwas müde und träge und konnte mich diesem Ruhezustand dadurch etwas besser hingeben. Vor allem hatte ich dieses Mal meine Fleecejacke dabei, die ich über mich legte. Diese Wärme half mir dann, diese Entspannungsphase etwas besser zu überstehen. Aber noch bin ich weit davon entfernt, die Außenwelt und meine Gedanken auf Kommando auszuschließen. Aber es wäre schön, wenn ich diesen Zustand eines Tages erreichen könnte. Also beherrsche ich mich und versuche mein Bestes.
Om, oomm, ooommm.
Die Stunde ist wieder vorbei und ich bin gespannt, was mich in den nächsten Stunden noch erwarten wird.