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Hotel Neptuno

Goldene Zeiten

In den 60er- und 70er-Jahren war die Küste von Bajamar bei La Laguna nach Puerto de la Cruz das zweitwichtigste, touristische Zentrum der Insel. Goldene Zeiten waren das damals, die zum Bau des Hotel Neptuno führten. Damals war diese Küste so im Trend, dass jeder dabei sein wollte. Im August haben die Dorfbewohner zum Teil sogar Privatzimmer vermietet, um der Nachfrage gerecht zu werden. Nordeuropäer, vor allem Deutsche und sogar Nordamerikaner fühlten sich in dem Badeort wohl.

Die Mode von großen Banketts für Hochzeiten und andere Familienfeiern in vornehmer Atmosphäre hielt Einzug. Am 16. April 1964 wurde Bajamar sogar zur Gegend von touristischem Interesse erklärt.

Hier einpaar Bilder aus den goldenen Zeiten:

Der Wandel

Von all diesem Glanz ist heute nicht viel übrig geblieben. Mit der Erschließung des Südens in den 80er-Jahren verschob sich das Urlaubsparadies auf die Südseite der Insel. Auch die Aufarbeitung der Flugzeugkatastrophe von Teneriffa am 27. März 1977 auf dem Nordflughafen trug dazu bei, dass der Südwesten der Insel als Touristen Region mit eigenem Airport bevorzugt wurde. Darauf hin versank Bajamar in einen Dornröschenschlaf, in dem es bis heute dahindämmert.

Der Niedergang

Das Hotel Neptuno schloss 2007 seine Pforten und wurden versteigert. Der neue Besitzer lässt es seither verfallen. Vandalen drangen ein, machten Feuer, plünderten und zerstörten die Einrichtung. Seit 2010 steht es für drei Millionen Euro zum Verkauf. Der einstige Glanz ist abgeblättert und zurück blieb eine Ruine, die inzwischen sogar einsturzgefährdet ist. Im Jahr 2014 erwog das Stadtbauamt von La Laguna sogar einen Zwangsabriss, der allerdings nicht umgesetzt wurde. Selbst die Anwohner forderten die Beseitigung der hässlichen Ruine. Mitte 2015 gab es nochmal Hoffnung, dass das Hotel Neptuno doch noch aus dem Tiefschlaf erweckt wird. Russische Investoren hatten Interesse an dem baufälligen Komplex gezeigt. Sie planten ein Hotel mit 92 Zimmern und 27 kleinen Villen, Garten Schwimmbad und einem großzügigen Parkplatz. Die Verhandlungen verliefen offenbar im Sande.

mein Eindruck

Soweit meine Recherche über das Hotel Neptuno. In dem Zusammenhang tauchten auch noch die Hotels Nautilus und Delfin auf, die eine ähnliche Geschicht zu erzählen haben, wenn auch nicht so drastische wie die vom Hotel Neptuno. Ich hab mir den Hotelkomplex um die Jahreswende 2019 angeschaut. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich zunächst an eine Zwangsräumung durch die Küstenbehörde. Denn die Vorschriften zum Bau und Betrieb von Immobilien in der Küstenregion haben sich seit 2010 extrem verschärft. Das Hotel Neptuno und seine Bungalows stehen direkt auf einer ca. 100m hohen Klippe, die zudem keinen recht stabilen Eindruck macht. Heutzutage wäre die Genehmigung für einen Bau in so einer durchaus exponierten Lage ganz undenkbar. Da wars mit Hotel Neptuno, könnte man sagen.

Die Geschichte ist noch nicht zu Ende

Aber die Geschichte war anders und sie hat auch noch kein Ende. Die Gebäude und insbesondere die Bungalows sind mittlerweile mit Graffiti verziert. Von hässlicher Ruine kann eigentlich nicht mehr die Rede sein. Man muss eher von einem Gesamtkunstwerk sprechen. Bekannte Namen aus der Street Art Szene tauchen auf: Txemy, Iker Muro, 3ttman, KOB, Mikko, und andere. Jeder Künstler hat einen der Bungalows verschönert, eigenartige und farbenprächtige Kunstwerke sind dabei entstanden. Bei einem Spaziergang zwischen den Häuschen hat man immer wieder den Blick aufs blaue Meer und auf Punta de Hidalgo in der Ferne und die Surfer in der Tiefe, unterhalb der Klippe.

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