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“Nieder mit dem Ampelmännchen, ….

… Deutschland im Geschlechterwahn.“
So lautet der Titel einer Folge der Talkshow „Hart aber fair“, die die ARD montags abends regelmäßig ausstrahlt.
Nachdem in immer mehr deutschen Städten anstelle des bisher üblichen Ampelmännchen eine Ampelfrau oder ein Ampelweibchen als Sinnbild für den Fußgänger bzw. die Fußgängerin in Erscheinung tritt und mancherorts hierfür sogar eine Quote gefordert wird, wird über die Sinnhaftigkeit einer solchen Aktion gestritten. Doch die Diskussion geht sogar noch weiter. In Dortmund wurde schon der Einwand erhoben, dass die Ampelfrau mit Rock und Zöpfen kein zeitgemäßes Abbild einer Frau vermittele. Dann also doch lieber wieder ein Ampelmännchen? Da stellt sich dem normalen Betrachter schon die Frage, um was es hier eigentlich geht. Doch wohl eher um die übertriebenen Auswüchse falsch verstandener Gender-Politik. Und genau dies will die oben genannte Sendung offensichtlich thematisieren.
Damit wäre also zunächst einmal zu klären, was versteht man im allgemeinen unter Gender, Gender-Studies und Gender-Mainstreaming?

Gender

Der Begriff Gender beschreibt zunächst das soziale Geschlecht eines Menschen unabhängig von dem biologischen Geschlecht. Ein Beispiel: Dass früher kleine Mädchen nur mit Puppen, und nicht mit Autos spielen durften oder sollten, war keine Ausprägung des biologischen weiblichen Geschlechts, sondern des soziologisch bzw. kulturell geprägten Anspruchs daran, wie sich ein Mädchen zu verhalten hatte. Damit befasst sich Gender also vorrangig mit der sozialen Geschlechterrolle in unserer Gesellschaft. Was wird beispielsweise von einer Frau oder einem Mann erwartet, ist diese Rolle sachgerecht, kann die Sichtweise in der Gesellschaft verändert oder toleranter gestaltet werden.

Gender-Studies

Die „Gender-Studies“ bedeuten nichts anderes als Geschlechterforschung. In einer bisher von Männern dominierten Gesellschaft erscheint es allerdings zwangsläufig, dass zunächst einmal die Rolle der Frau in der Gesellschaft hinterfragt wird. So hat sich die „Gender-Studies“ vorwiegend aus der Frauenbewegung entwickelt. Allerdings ist diese Lehre umfassender und beschränkt sich nicht nur auf die Unterschiede zwischen Mann und Frau, sondern lässt eine unbegrenzte Anzahl anderer sozialer Geschlechter zu.

Gender-Mainstreaming

Gender-Mainstreaming schließlich ist ein erklärtes Ziel der Europäischen Union, bei allen gesellschaftlichen Entscheidungen die Interessen von Frauen und Männern gleichermaßen zu beachten. Das ergibt sich letztendlich aber auch aus Artikel 3 Abs. 2 unseres Grundgesetzes. Danach sind Männer und Frauen gleichberechtigt, und der Staat hat die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern und auf die Beseitigung bestehender Nachteile hinzuwirken.
Hier geht es somit nicht allein um Frauenförderung, sondern um die Gleichberechtigung beider Geschlechter. Auch ist damit kein geschlechtsneutrales Handeln gemeint, vielmehr sollen bei allen Entscheidungen die unterschiedlichen Interessenslagen berücksichtigt und daraus die beste, effektivste Lösung entwickelt werden. Dieses Ziel lässt sich natürlich am besten verwirklichen, wenn in allen Gremien beide Geschlechter vertreten sind, damit jeder seine Sichtweise vortragen kann. Daraus lässt sich gewissermaßen die Forderung nach einer Frauenquote in den Führungsetagen rechtfertigen.

Schlussfolgerung

Aus den vorgenannten Begriffsdefinitionen lässt sich schnell ableiten, dass Gender-Studies der Wissenschaft vorbehalten ist und in dieser Form für den größten Teil unserer Gesellschaft ein abstraktes Ungetüm bleiben wird und wohl auch bleiben sollte. Interessant für die Gesellschaft ist vielmehr das beschriebene Gender-Mainstreaming.
Wenn man sich hier in Politik und auch in den Unternehmen auf die Kernprobleme beschränkt, dann erscheint das Ganze durchaus sinnvoll und für alle auch von Vorteil. Aber wie in jeder Disziplin, so auch hier, gibt es Übereifrige, die alles bis zum letzten Winkel in unserer Gesellschaft gleichmachen oder neutralisieren wollen.
Wer nun den Ruf nach Minderheitenschutz bemüht, dem sei gesagt, dass es auch hier Grenzen geben muss. Die Gesellschaft muss nicht um jeder Minderheit willen Sonderregelungen erfinden. Nur da, wo eine Minderheit wirklich diskriminiert, also vorsätzlich ausgegrenzt wird, da hat der Staat Vorsorge zu treffen. Wenn es also um Chancengleichheit im Beruf oder um gleiches Einkommen unabhängig von Geschlecht geht. Hier sind sich auch alle einig. Aber welche Frau fühlt sich durch die Ampelmännchen diskriminiert. Das ist doch eine kranke Sicht auf die Dinge.

Öffentliche Kritik

Genau hier setzt nun die öffentliche Kritik an. Müssen Ampelmännchen durch Ampelweibchen ersetzt werden? Muss ein Studentenwerk in Studierendenwerk umbenannt werden? Muss es Unisex-Toiletten geben? Sollen hierfür Millionen Steuergelder ausgegeben werden!
Und hier muss der einzelne Bürger eine Stimme bekommen. Dafür gibt es dann Talkshows, wie „Hart aber fair“, „Maybrit Illner“ oder „Menschen bei Maischberger“ und andere.
Das zumindest ist, meinem Verständnis nach, das Thema der Sendung „Hart aber fair“ am 2. März 2015 gewesen. Deshalb war es richtig keine Professoren einzuladen, die sich mit dem Thema „Gender“ hauptberuflich befassen. Denn es ging ja gerade darum, dass deren Blick offensichtlich für die ernsten Probleme verstellt zu sein scheint. Natürlich war die Gesprächsrunde nicht insgesamt repräsentativ, dafür war sie zu klein. Aber doch in etwa ein Abbild unserer Gesellschaft. So wurde dann auch die Gender-Politik durchaus kontrovers diskutiert.

Protest der Frauenbewegungen

Nach der Sendung wurde dem Moderator Frank Plasberg vor allem von Frauenbewegungen und Gleichstellungsstellen vorgeworfen, er habe die Gender-Studies lächerlich gemacht und auch die Auswahl seiner Gäste hätte gezeigt, dass es hier nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Gender gehen sollte.
Wurde denn damit nicht gerade denjenigen, die sich mit Gender beruflich und wissenschaftlich beschäftigen, einmal der Spiegel vorgehalten. Hätte diese Sendung nicht auch dazu beitragen können, dass all die Berufenen und all die Professorinnen einmal ihr Tun reflektieren, und das sie vielleicht künftig einmal sorgfältiger abwägen, welche Aktionen wirklich wichtig sind und welche nur viel Geld kosten. Tut die Gender-Bewegung nicht ihrerseits alles, um sich selber der Lächerlichkeit preiszugeben. Sollte sie nicht selber einmal die Stimmen in der Bevölkerung anhören, die sich in den ganzen Aktionen gar nicht wiederfinden.

Hat die Sendung ihr Ziel verfehlt?

Nun, wie man gesehen hat, hat die Sendung ihr Ziel leider verfehlt. Denn nicht die Mitglieder der Frauenbewegungen haben ihr Tun in Frage gestellt angesichts der in der Sendung vertretenen Meinungsbilder, nein für sie war ihre eigene Meinung unumstößliches Gesetz, gegen das niemand anderes etwas vortragen darf, und schon gar nicht jemand, der das Thema nicht studiert hat. Dies führte soweit, dass die ARD die Sendung aus der Mediathek herausgenommen hatte und erst nach nunmehr aufkommenden Debatten über Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung schließlich wieder aufnahm. Man sah sich sogar genötigt, die Sendung am 7. September 2015 mit den selben Gästen, nun allerdings erweitert um WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn und die stellvertretende Vorsitzende Sybille Mattfeldt-Kloth vom Landesfrauenrat Niedersachen, zu wiederholen. Letztere hatte die Talkshow scharf kritisiert und der ARD einen Verstoß gegen Artikel 3 des Grundgesetzes vorgeworfen. Nachdem sich Schönenborn für sein Verhalten als Programmdirektor quasi entschuldigt hatte – die Herausnahme der Sendung aus der Mediathek sei rückblickend falsch gewesen -, und Mattfeldt-Kloth auf sehr streitbare Art und Weise die Ziele der Gender-Studies hervorhob und nochmals auf den politischen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens hinwies, erwiesen sich die Beiträge der übrigen Gesprächsteilnehmer überwiegend nur als Wiederholung aus der ersten Sendung. Die Standpunkte waren die gleichen, vielleicht sogar noch etwas mehr verfestigt als vorher. Das gleiche Bild gab die Zuschauerumfrage wieder. Die großen Themen werden anerkannt, wie zum Beispiel die Forderung nach Angleichung der Einkommen. Aber die Forderungen nach Ampelweibchen, Unisex-Toiletten und „Studierenden“wohnheime wurden unverändert als kostspielige Extravaganz angeprangert.

Traffic light – female (aka)“ von André Karwath aka AkaEigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 2.5 über Wikimedia Commons.
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