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Familiengrab der besonderen Art

Grabkreuz

Familiengrab der besonderen Art

In Berlin soll auf Initiative der SAPPhO-Stiftung auf einem evangelischen Friedhof ein etwa 400 Quadratmeter großer Teil nur für die Bestattung von lesbischen Frauen reserviert werden. Begründet wird dies mit der Aussage: „Wir leben mit Lesben zusammen und wollen auch mit Lesben begraben werden“.

Initiative der SAPPho-Stiftung

Gelesen habe ich das heute in einem Artikel der WELT. Bei einer ersten Recherche sah ich, dass dem eine Veröffentlichung in der B.Z.Berlin am 1. April vorausgegangen war. Aha, dachte ich, das war doch sicher ein April-Scherz. Und die WELT fällt darauf rein? Nun, das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Ich habe schließlich die Internetseite der SAPPho-Stiftung aufgerufen und erkennen müssen, es ist die Wahrheit. Unter Aktuelles wird dort zur Einweihung der Gemeinschaftsbestattungsfläche auf dem Friedhof  Georgen-Paroschial in Berlin Prenzlauerberg eingeladen.

Definition des “Normalen”

Vorweg möchte ich klarstellen, ich habe nichts gegen Homosexuelle und Andersdenkende. Auch tue ich mich schwer mit einer Definition des „Normalen“. Wer will sich daran versuchen. Jede Zeit und Kultur hat andere Wertvorstellungen. Unsere Welt lebt von den unterschiedlichsten Charakteren und Meinungen. Ohne Vielfalt keine Weiterentwicklung. Deswegen habe ich etwas gegen Ausgrenzung oder Abgrenzung. Denn die Grenzen werden willkürlich gesetzt, und sind doch je nach Land und Jahrhundert, je nach Kultur und Religion immer wieder anders. Und wer setzt diese Grenzen. Ein Staat oder Herrscher, der glaubt, er könne das allein beurteilen. Oder die Masse, die Mehrheit der Bürger, die nicht zwingend intelligenter ist als der Einzelne oder Minderheiten.

Abgrenzung oder Ausgrenzung?

Was mich allerdings erstaunt, dass ich hier plötzlich die selbst gewollte Abgrenzung einer scheinbaren Minderheit erlebe, die ansonsten darüber klagt, dass sie ausgegrenzt wird. Dass sie nicht die gleichen Rechte habe wie andere, wer auch immer dann die anderen sind. Dass sie ernst genommen werden will, von wem auch immer.

Aber wer grenzt sich denn hier aus? In Köln gibt es einen Weihnachtsmarkt für Schwule. Und in Berlin wird nun auf dem ersten Friedhof ein ganzer Bereich nur für die Bestattung von Lesben reserviert. Das zeigt doch, dass man unter sich bleiben will. Man unterstreicht das Anderssein. Man will eben nicht Teil der Gesamtmenge Menschen sein.

Ich stelle mir vor, die Forderung wäre von den anderen aufgestellt worden. Heterosexuelle wollten unter sich bleiben. Dies hätte man zu Recht als Diskriminierung anderen gegenüber gerügt.

Anspruch an die Gesellschaft

Was sollen dann all die Bemühungen der Politik, in der Gesellschaft für Offenheit und Toleranz zu werben. Was soll ein Gleichstellungsgesetz bewirken, wenn die „Gleichzustellenden“ gar nicht gleich, sondern anders behandelt werden wollen. Also gerade nicht die gleichen, sondern eigene Rechte einfordern. Machen sie dann nicht gerade das, was sie den anderen vorwerfen. Sie diskriminieren ihrerseits die anderen.

In Baden-Württemberg gibt es einen umstrittenen Lehrplan, wonach in der Schule in allen Schulfächern gleichgeschlechtliche Paare genauso selbstverständlich in Erscheinung treten sollen wie Vater und Mutter herkömmlicher Art. Ich  persönlich halte das an sich für problematisch, weil für die Fortpflanzung immer noch eine Kombination von Frau und Mann unerlässlich und somit wohl auch von der Natur gewollt ist. Es sei denn, ich würde die künstliche Befruchtung und die Leihmutterschaft als vollwertigen und gewollten Ersatz ansehen. Aber ich erkenne das erklärte Bildungsziel, mit dieser Maßnahme bereits im Kindesalter mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen zu vermitteln, um damit langfristig eine Gesellschaft zu schaffen, die niemanden wegen seiner sexuellen Veranlagung ausgrenzt.

Aber wie erkläre ich nun diesen Kindern, denen das Bild vermittelt wird, dass Homosexualität zum Alltag gehört, dass Lesben auf Friedhöfen einen eigenen abgegrenzten Raum für sich haben möchten.

Wie eingangs zitiert, will die Gruppe, die zusammen lebt, auch zusammen begraben werden. Was ist damit gemeint, mit diesem „Zusammenleben“. Nach der Pressemitteilung der WELT von heute, sagte die Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte, dies sei in ihren Augen nicht ausgrenzend. Das Begräbnis für lesbische Frauen sei zu vergleichen mit einem Familiengrab. In diesem Fall sei es die Verbundenheit der Community, der über den Tod hinaus Ausdruck verliehen werden soll.

Dann bleibt es abzuwarten, wann die nächsten „Familiengräber der besonderen Art“ auf unseren Friedhöfen eingeführt werden. Zum Beispiel für die „Kegelbrüder“, „Fußballfans“ oder „Kirchenchormitglieder“. Da die Anzahl der Alleinstehenden ständig zunimmt, werden auch diese dankbar sein für eine Bestattung im Kreise ihrer Gleichgesinnten.

 

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