Tinghir und die Todra Schlucht
Nach einer kurzen Fahrt durch den Anti-Atlas werden wir am Nachmittag in Tinghir ankommen und dort die Todra Schlucht erkunden. Unterwegs haben wir noch eine Begegnung mit einer Nomadenfamilie.
Nach dem anstrengenden Tag gestern haben wir heute lange geschlafen. Es war eine angenehme ruhige Nacht in dieser schönen Kasbah. Schade, dass wir nicht nur in solch kleinen Unterkünften untergebracht sind. Diese großen Hotels mit Massenabfertigung und viel Lärm liegen uns einfach nicht. Da ist es auch nicht weiter schlimm, dass es hier in der Kasbah heute morgen kein warmes Wasser beim Duschen gibt. So kalt ist das kalte Wasser dann auch nicht, und ich bin anschließend absolut wach und herrlich erfrischt. Nach einem gemütlichen Frühstück holt Mohammed uns um 10:30 Uhr ab. Es geht nur ein paar Meter weit zu einer Fabrik, in der die in dieser Umgebung zahlreich vorhandenen fossilen Steine geschliffen und zu Kunsthandwerk verarbeitet werde. Hier werden wunderbare Tischplatten, Brunnen, Skulpturen und auch kleinere Gegenstände, wie Teller, Schmuckschatullen und anderes aus diesen Steinen hergestellt.
Fahrt durch den Anti-Atlas
Heute haben wir nur wenige Kilometer zurück zu legen. Wir können uns also Zeit lassen. Die Fahrt geht durch den Anti- Atlas. Die Gegend ist sehr karg. Nur ab und zu sieht man kleine Palmenoasen. Auf einer leichte Anhöhe halten wir an, um Fotos zu machen von dieser bizarren Landschaft. Mohammed sucht etwas in seinem Auto, so dass er kaum zu sehen ist von der Straße aus. Ein Berber sieht uns, grüßt und denkt wohl, wir sind alleine unterwegs. Er steigt von seinem Fahrrad ab und kommt zu uns. Er will uns einladen zum Tee, sein Wohnzelt ist in der Ferne zu erkennen. Als er dann unseren Fahrer sieht, lacht er herzlich. Die beiden unterhalten sich in ihrer Sprache und wir setzen unsere Fahrt schließlich fort.
Gespräch mit Nomaden
Wenig später sehen wir eine Nomadenfamilie, die an einem Brunnen ihre Ziegenherde tränkt. Wir gehen zu ihnen. Einer der Männer ist vor kurzem von einer Schlange gebissen worden und seine Hand ist noch geschwollen. Er war aber im Krankenhaus und ist behandelt worden, so dass keinen Gefahr mehr für sein Leben besteht. Aber die anderen müssen nun seine Arbeit mitmachen, und das ist in dieser Gegend eine sehr harte, anstrengende Arbeit. Ich verteile Bonbons an die Kinder. Egal wo auf der Welt, alle Kinder mögen süße Bonbons. Und in dieser staubigen Wüste wohl ganz besonders. Ich werde meinen kleinen Vorrat an Bonbons bei nächster Gelegenheit auffüllen müssen.
Übernachtung in Tinghir
Nach einer Mittagsrast in Tinejdad kommen wir schon gegen drei Uhr in unserer Unterkunft in Tinghir (Tinerhir) an, in der Kasbah Lamrani. Auch hier wohnen wir in einem kleinen Hotel, einer Kasbah nachempfunden, mit kleinem Innenhof und einem großen Beduinenzelt mit vielen Teppichen und Sitzgelegenheiten mit weichen Kissen. Hier habe ich nun Gelegenheit meinen Reisebericht weiter zu schreiben. Gestern gab es hierzu nicht viel Zeit.
Todra Schlucht in der Abendsonne
Um 18:30 Uhr brechen wir auf in Richtung Todra Schlucht. Schon auf der Fahrt dorthin haben wir ein wunderbares Licht und die mit rotem Lehm verputzen Häuser leuchten warm in der Abendsonne. In der Schlucht angekommen, haben wir diese fast für uns alleine. Die großen Busse, die hier tagsüber Unmengen von Touristen abladen, sind schon weg. Wir gehen ein Stück zu Fuß und bestaunen die hoch aufragenden Felsen um uns herum. Einige Händler bauen noch ihre Verkaufsstände ab, wo sie tagsüber ihren Schmuck und farbige Baumwolltücher feilbieten. Wir bekommen eine leise Ahnung davon, was hier noch vor wenigen Stunden los gewesen sein muss. Jetzt aber ist hier eine wohltuende Stille.
Begegnung am Rand der Schlucht
Mohammed wartet in einem kleinen Hotel am Rand der Schlucht auf uns. Er sitzt mit dem Hotelbesitzer und zwei weiteren Männern zusammen. Er winkt uns zu sich und wir trinken gemeinsam noch einen Tee. Jetzt bereue ich es, dass ich meine Französischkenntnisse nicht aufgefrischt habe. Dennoch kommt eine kleine Konversation zustande. In der Schlucht gibt es Probleme mit dem Strom. Und man möchte gerne auch abends und nachts mehr Licht haben, damit die Kletterer rund um die Uhr ihrem Sport nach gehen können.
Wir diskutieren mit Hilfe von Mohammed einige Möglichkeiten. Insgeheim aber wünsche ich mir, dass hier alles so bleibt wie es ist. Denn ansonsten ist es mit den ruhigen Momenten in dieser Schlucht vorbei. Die Männer tauschen noch ihren Tabak und Zigaretten aus, holländischen Tabak gegen marokkanische Filterzigaretten. Wir lachen viel und am Ende ist es ein herzlicher Abschied zwischen uns allen.
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