Tiznit, Silberschmuck und Agadir

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Heute besuchen wir Tiznit, lassen uns dort zum Kauf von schönem Silberschmuck verführen, und erreichen anschließend Agadir, das Touristenparadies in Marokko.

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es zur gewohnten Zeit weiter. Auf dem Weg nach Tiznit überqueren wir ein letztes Mal den Anti-Atlas. Unterwegs halten wir mehrere Male an, um die beeindruckende Berglandschaft zu fotografieren. Vor allem aber faszinieren mich immer wieder die kleinen Siedlungen zwischen den Berghängen, die man mit bloßem Auge kaum bemerkt. Die roten Lehmhäuser passen sich der Landschaft ideal an. Ihre Farbe weicht kaum von der Umgebung ab.

Silberschmuck aus Tiznit

Am späten Vormittag erreichen wir Tiznit. Nur wenige Kilometer vom Atlantik entfernt liegt diese Stadt, die vor allem für Silberschmuck bekannt ist. Wir lassen uns von Mohammed zu einem Silberjuwelier führen. In riesigen Glasvitrinen bestaune ich die unterschiedlichsten Schmuckstücke. Handarbeit aus den unterschiedlichsten Gegenden wird hier verkauft. Mit Halbedelsteinen reich verzierter Berberschmuck ebenso wie mit einfachen Ornamenten verzierte Silberamulette der Tuareg.

Ich lasse mir einige Ketten zeigen. Man muss schon acht geben. Nicht alle Teile sind gleich gut verarbeitet. Es gibt auch preiswerte Stücke, die man wahrscheinlich in jedem Souk für weniger Geld erwerben kann. Aber wie immer gefallen mir die gut verarbeiteten Schmuckstücke, die dann auch gleich etwas teurer sind. Eine Halskette aus Silber, verziert und besetzt mit kleinen jadegrünen und korallenroten Halbedelsteinen probiere ich an. Der Verkäufer reicht mir einen Handspiegel und ich kann das edle Teil bewundern. Zu meinem momentanen Outfit passt es nicht so richtig. Aber zu einem schlichten schwarzen T-Shirt oder einer dunklen Bluse muss es großartig ausschauen. Es gefällt mir sehr gut. Ich werde es wohl kaufen. Eigentlich schade, dass man selber so wenig von einer schönen Kette sieht. Nur beim Anlegen oder beim Betrachten im Spiegel kann man sich daran erfreuen. Das Gegenüber hat viel mehr davon.

_DSC0420Auch Burkhard schaut sich im Laden um und entscheidet sich für einen silbernen Anhänger und ein schlichtes Armband mit drei runden, leicht gewölbten Silberplatten, die mit Tuareg-Ornamenten versehen sind. Zu seiner sonnen-gebräunten Haut sieht das richtig gut aus.

Der Preis der Schmuckstücke richtet sich vor allem nach Gewicht und Art und Anzahl der Halbedelsteine. Gehandelt wird auch hier nicht. Das ist nur in den Souks üblich. Ohne Probleme wird die Kreditkarte akzeptiert. Welche ein Glück für uns, und natürlich für den Verkäufer. Was hat man bloss früher gemacht. Soviel ausländisches Bargeld haben die Touristen früher sicher nicht bei sich gehabt. Da musste man erst umständlich eine Bank suchen, um Geld zu tauschen oder einen Scheck einzulösen. Das ist heute viel praktischer, verführt aber auch zu schnelleren Geschäften, die man möglicherweise hinterher bereut. Aber ich bin mir sicher, diesen Kauf werde ich zuhause nicht bedauern.

Schnellimbiss made in Marokko

_DSC0429Heute gibt es ein Mittagessen der besonderen Art. Wir fahren auf den Parkplatz eines kleinen Einkaufscenters. Dort befindet sich auf dem Außengelände neben Supermarkt und Tankstelle ein Metzger, bei dem wir zunächst Fleisch einkaufen. Die Fleischstücke hängen an großen Haken an der Wand. Mohammed fragt uns, welches Fleisch und wie viel wir kaufen möchten. Wir wählen Hammelkoteletts. Bei der Menge sind wir uns unsicher. Diese Entscheidung überlassen wir Mohammed. Der Verkäufer legt das gewünschte Fleisch auf einen Teller und wir bezahlen den gewünschten Preis.

Nebenan gibt es eine Art Grillstation. Wir geben den Teller mit dem Fleisch dort ab. Es wird uns später fertig gegrillt serviert. Gegenüber befindet sich die eigentliche Gaststätte. Wir nehmen an einem einfachen Tisch mitten in einem großen Raum Platz. An der Stirnseite befindet sich eine große Theke. Dort warten die Kellner darauf weitere Bestellungen entgegen zu nehmen. Die Einrichtung erinnert mich an ein Eiscafé der siebziger Jahre.

Wir bestellen neben den üblichen Getränken noch Brot, ein große Platte Salat und eine extra Portion schwarze und grüne Oliven für uns drei. Die Bestellung mit den Oliven hatte der Kellner wohl nicht richtig verstanden. Zuerst servierte er drei Schalen nur mit grünen Oliven. Auf unsere Reklamation hin brachte er dann nur schwarze Oliven. Inzwischen war das Fleisch fertig gegrillt, so dass uns das mit den Oliven inzwischen egal war. Die Lammkoteletts haben wir mit der Hand genommen und das Fleisch sorgsam von den Knochen abgenagt. Mit Messer und Gabel wäre das zu umständlich gewesen. Das war eine einfache, aber schmackhafte Mahlzeit.

Bei uns in Deutschland hätte es neben dem Supermarkt wohl allenfalls ein Imbiss für fette Currywurst und Pommes gegeben. So unterschiedlich sind die Essgewohnheiten.

Nationalpark Souss-Massa

Wir machen uns wieder auf und erreichen schließlich den Nationalpark Souss-Massa, einem großen Vogelschutzgebiet. Anscheinend sind wir zu einer ungünstigen Zeit hier. Denn es gibt so gut wie keine Vögel zu sehen. Da wir ohnehin nicht die großen Naturfotografen sind und ich sowie so kein großes Teleobjektiv dabei haben, hält sich unsere Enttäuschung in Grenzen.

_DSC0435Dennoch machen wir eine kleine Pause, verlassen das Auto und gehen bis zum Flussbett heran. Der Fluss schlängelt sich wie ein grünes Band durch die Landschaft. Mohammed zeigt uns eine kuriose Anlegestelle. Von Ufer zu Ufer spannt sich ein Seil. Am Uferrand liegt ein einfacher Kahn.

Mohammed erklärt uns, dass die Bewohner von der anderen Uferseite sich mit diesem Kahn entlang des Seiles von der einen zur anderen Seite ziehen. Ich versuche gerade mir das bildhaft vorzustellen, als plötzlich eine Frau näher kommt, in den Kahn steigt und sich mit beiden Händen am Seil entlang über den Fluss zieht. Ein surreales Bild. So bekommen wir doch noch ein ausgefallenes Fotomotiv.

Querfeldein am Meer entlang

Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Meer. Man kann es schon riechen. Eine würzige, salzige Luft im Gegensatz zu der staubigen und trockenen Atmosphäre im Landesinneren. Dank des Geländewagens fährt Mohammed mit uns quer durch die Sanddünen am Meer entlang. Es macht im offensichtlich riesigen Spaß immer die größten Hügel anzusteuern. Es ist ein bisschen wie Achterbahn fahren. Ich bin nur froh, dass ich schon morgens eine Reisetablette geschluckt habe. Ansonsten hätte ich wohl nach dem guten Mittagessen für nichts garantieren können. So aber versuche ich, mich auch dem Rücksitz entspannt zurück zu legen und mich einfach nur auf den „Wellen“ treiben zu lassen.

Es ist nicht mehr weit bis Agadir, wo wir eine Nacht verbringen werden. Am Stadtrand nehmen wir einen Freund von Mohammed mit, bei dem er heute übernachten wird. Natürlich fragt er uns vorher, ob wir damit einverstanden sind. Was sollten wir schon dagegen haben. Wir sind ja nur zu dritt im Auto und es ist Platz genug für einen Mitfahrer. Er spricht ein paar Worte deutsch und wir machen auf dem Rücksitz ein wenig Small-Talk.

Ankunft in Agadir

_DSC0479Agadir ist eine große Stadt geworden. Laut Reiseführer hat sie inzwischen rund 600.000 Einwohner. Dazu kommen aber die zahlreichen Touristen, die hier ganzjährig ein relativ mildes Klima vorfinden. Unvorstellbar, dass diese Stadt vor rund 50 Jahren ein schweres Erdbeben erlebt hat.

Heute säumen zahlreiche große Hotels die lange Strandpromenade. Viele Urlauber kommen ausschließlich nach Agadir und verbringen ihren Urlaub in einem der zahlreichen All-Inclusive-Hotels. Land und Leute interessieren sie nur wenig. Ein langer Sandstrand, Essen vom Buffet und abends ein paar Drinks an einer Bar, das reicht vielen schon für einen angenehmen Urlaub. Was soll ich hierzu schon sagen. Jedem das seine. Ich kann und mag hierüber nicht urteilen. Ich persönlich bin weder Strandlieger und noch Nachtmensch. Und Nichsttun kann ich zuhause besser und preiswerter. Wenn ich verreise, dann möchte ich Land und Leute näher kennen lernen. Und das geht am besten abseits der großen Touristenorte. Andererseits sollte ich froh sein, dass das nicht alle Touristen auch so sehen, denn dann wären diese Orte, die ich so liebe, inzwischen auch überlaufen und hätten ihren Reiz verloren.

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Anezi Tower Hotel

Wir erreichen unser Hotel, das Anezi Tower (früher Golden Tulip). Es gibt nichts daran auszusetzen. Wir checken ein und bekommen ein schönes großes Zimmer. Es hat einen kleinen Balkon mit Blick auf das Meer und den langen, weißen Sandstrand. In der Ferne erkennt man sogar den Hafen, der unterhalb der Festungsruinen liegt.

Wir beschließen, nach dem Abendessen noch zur Strandpromenade hinunter zu gehen. Burkhard will ein paar Nachtaufnahmen machen. Wir machen uns ein wenig frisch und gehen zur frühest möglichen Zeit zum Speisesaal. So können wir uns einen schönen kleinen Tisch am Fenster aussuchen. Die Kellner sind freundlich hier und das Büfett lässt kaum Wünsche offen. Da wir die Umgebung noch ein wenig erkunden wollen, halten wir uns mit dem Essen ein wenig zurück und machen uns wenig später auf den Weg.

Der direkte Weg vom Hotel zur Promenade ist leider verschlossen. Diese Verbindung über einige Treppen abwärts zwischen den Hotels hindurch ist nur tagsüber geöffnet. Nun finden wir ein verschlossenes Tor vor, das den Zugang zur Treppe versperrt. Wir suchen uns einen anderen Weg, der außen an den Hotels entlang der Hauptstraße vorbeiführt. Es herrscht reger Autoverkehr und viele Marokkaner sind unterwegs. An der Strandpromenade angekommen machen wir eine kleine Pause und beobachten das bunte Treiben.

Badeort Agadir

Es ist ein richtiges Vergnügungsviertel hier. Viele Schnellrestaurants und Bars und Discotheken gibt es hier. Alles ist mit bunten Lichtern geschmückt. Nur die einheimischen Frauen, die überwiegend Kopftücher tragen, erinnern einen daran, dass man sich in Marokko und in einem islamischen Land befindet. Die besonderen Gerüche, Farben und Klänge, die man mit diesem Land verbindet, sie kann man hier kaum finden. Es ist ein Badeort, wie man ihn in jedem anderen Land der Erde auch findet. Aber wen wundert das schon. Die Bedürfnisse der Strandtouristen sind überall gleich. Und diesen Bedürfnissen passt man sich selbstverständlich an, so gut es geht an. Und dadurch entstehen überall die gleichen Vergnügungsviertel. Ich muss allerdings einräumen, ganz so schlimm ist es hier noch nicht. Wahrscheinlich ist der Kontrast zu den vergangenen Tagen in der Bergwelt Marokkos einfach zu groß. Mir hat es dort besser gefallen. Agadir ist für uns nur ein Zwischenstopp auf unserer Reise, kein Ort den wir gezielt ausgewählt hätten.

Inzwischen wird es empfindlich kühl. Es herrscht ein stetiger Wind. Ich hätte meine Fleece-Jacke mitnehmen sollen. So friere ich doch tatsächlich das erste Mal, und das in Marokko zur Sommerzeit. Das glaubt mir niemand. So machen wir uns allmählich wieder auf den Weg zurück ins Hotel. Ich habe für heute genug gesehen und erlebt.

Galerie Agadir

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