Wir besuchen in Ghana eine Familie, wo noch die traditionelle Herstellung von Palmöl praktiziert wird.
Palmöl
Bei den lokalen Gerichten in Ghana verwendet man zum Kochen, Braten und Frittieren Palmöl. Dies erklärt den unverwechselbaren Geschmack der Gerichte und ihre rote Farbe. Diese orangerote bis braunrote Färbung ist die Folge des hohen Carotingehaltes der Früchte.
Das Palmöl gewinnt man aus den Früchten der Ölpalme. Die Früchte sind etwa walnussgroß und wachsen in dichten Büscheln. Diese Büschel oder Fruchtstände bestehen aus mehr als 1000 Einzelfrüchten. Jede Palme produziert im Schnitt 15 solcher Fruchtstände. Die einzelnen Früchte haben eine Steinschale, die im Inneren ein bis zwei Samen enthält. Dieser Kern ist umgeben von fett- und faserhaltigem Fruchtfleisch. Aus diesem Fruchtfleisch wird schließlich das rote Palmöl gewonnen. Aus dem harten Kern hingegen gewinnt man Palmkernöl, das wesentlich fester ist und zu 80 Prozent aus gesättigten Fettsäuren besteht.
Traditionelle Herstellung von Palmöl
Gabriel führt uns auf dem Weg von der Weberei zurück nach Bosumtwi zu einer Familie, die dieses rote Palmöl in traditioneller Art und Weise herstellt. Am Rande eines Dorfes in unmittelbarer Nähe der Bahngleise Richtung Kumasi hält Bismarck den Wagen an. Wir überqueren die Gleise und erreichen schließlich einen Platz, wo mehrere Frauen bei der Arbeit sind. In mühevoller und schweißtreibender Handarbeit kochen, stampfen und pressen die Frauen die Früchte. Anschließend füllen sie das so gewonnene Öl in einfachen Blechkanistern ab. Am Ende verkaufen es die Frauen auf dem lokalen Markt. Stellt euch diese Arbeit bei 30 Grad im Schatten vor! Zumindest für uns sind die Hitze, aber auch der Geruch mehr als gewöhnungsbedürftig.
Bier-Brauerei
Das Ölpressen ist offensichtlich nicht die einzige Einnahmequelle der Familie. Sie brauen auch Bier selber. Leider habe ich mir nicht aufgeschrieben, aus welchen Zutaten dieses Bier zubereitet wird. Jedenfalls nicht nach deutschem Reinheitsgebot! Wir sehen eine Frau, die alte, gebrauchte Plastikflaschen spült. Darin füllt sie das Bier später ab und verkauft es an die Nachbarn und Freunde. Über Hygiene denke ich jetzt lieber nicht nach.
Die Hausherrin schenkt Gabriel etwas von dem frischgebrauten Bier in eine Schale. Er reicht mir diese Schale weiter, damit auch ich dieses Gebräu probieren kann. Es schmeckt wie warmer Federweißer, also sehr säuerlich und prickelnd. Zum Glück ist meine Schale nicht ganz voll gewesen. In dieser Hitze steigt mir der Alkohol schnell zu Kopf. Und ich hoffe insgeheim, der Alkoholgehalt reiche aus, dass ich nachher keine Magen- oder Darmbeschwerden bekommen werde. Wenn doch, dann bin es selber schuld. Ich kann einfach nicht nein sagen. Bisher habe ich immer Glück gehabt. Die Kamelmilch – damals in Marokko – bescherte mir auch keinen Durchfall. Und ein bisschen Abenteuer muss ja schließlich sein.
Noch ein paar kritische Anmerkungen zur Verwendung von Palmöl für industrielle Zwecke:
Generell ist die Verwendung von Palmöl in den letzten Jahren in Kritik geraten. Dies allerdings vor allem deshalb, weil es nicht mehr nur als Nahrungsmittel Verwendung findet. Weltweit werden inzwischen rund zwei Drittel der Palmölproduktion für industrielle Zwecke verwendet. So wird es zum Beispiel bei der Herstellung von Kosmetik, Kerzen, Reinigungsmittel und auch für Biodiesel verwendet. Laut WWF verbraucht allein Deutschland jährlich rund 1,8 Mio. Tonnen Palmöl. Zu diesem Zweck werden große Regenwaldflächen abgeholzt und durch Ölpalmenplantagen ersetzt. Die ökologischen Folgen sind verheerend. Insbesondere der Einsatz von Palmöl als Biokraftstoff ist unverantwortlich. Nicht alles, was den Namen „Bio“ trägt, ist auch ökologisch wertvoll. Rund 85 Prozent des Palmöls stammt von Plantagen aus Indonesien und Malaysia.
In Westafrika und so auch in Ghana wird glücklicherweise ein kontrollierter Anbau betrieben. Unter Berücksichtigung nachhaltiger Bewirtschaftung und der Einhaltung ethischer Kriterien zum fairen Umgang mit der einheimischen Bevölkerung. Es werden kleine Familienbetriebe ins Unternehmen mit einbezogen, wie zum Beispiel bei „Serendipalm“ in Ghana. Das so hergestellt Palmöl ist dann als Bio-Palmöl zertifiziert. Wenn man schon nicht ganz auf den Einsatz von Palmöl für industrielle Zwecke verzichten kann, dann sollte man als Verbraucher zumindest sehr genau hinschauen, woher das Palmöl kommt.