…….. hat Gold im Mund. Aber nicht um 2:30 Uhr. Das ist dann wohl eher mitten in der Nacht. Nachdem ich mir abends zwei Flaschen Bier genehmigt hatte und gegen 22:00 Uhr dann auch ziemlich müde ins Bett gegangen war, hatte ich dann zumindest viereinhalb Stunden geschlafen. So stell ich mir eigentlich keinen Urlaub vor. Um 3:45 Uhr kam dann auch pünktlich der Taxifahrer. Wir stiegen ein, Burkhard widerwillig vorne, ich hinten. Wir wollten beide am liebsten in Ruhe gelassen werden. Aber wie Taxifahrer so sind. Sie fragen, wie es einem geht – und wo man hinfliegt – und wann man wieder zurückkommen wird – und kommentiert die neuesten Nachricht – und, und, und. Ich weiß nicht, warum das immer so ist. Entweder möchten sie sich wirklich gerne unterhalten, damit die Nacht kürzer erscheint oder damit man nicht müde wird und einschläft. Vielleicht halten sie das aber auch für einen besonderen Service, dass sie den Fahrgast unterhalten wollen. Nachdem Burkhard immer einsilbiger und unwirscher wurde, habe ich dann notgedrungen von der Rückbank noch etwas Konversation betrieben. Irgendwann merkte der Taxifahrer dann aber offensichtlich, dass wir nicht sehr gesprächig waren – nachts um 4:00 Uhr!!
Am Flughafen angekommen, konnten wir sofort – ohne lange Warteschlange – die Koffer aufgeben. Beide unter 20 Kilo – dieses Mal also kein Übergepäck und kein Nachzahlen. Aber bei einer WocheUrlaub sollte das ja auch nicht vorkommen.
Burkhard ging noch Mal nach draußen – eine Zigarette rauchen. Und ich machte mich auf den Weg zum WC. Das war schon fast eine kleine Wanderung. Ich folgte immer dem Schild, rechts, geradeaus, dann wieder rechts, wieder endlos lange geradeaus, dann wieder rechts und schließlich links. Oh je, um diese Urzeit haben wohl manche Menschen ihre Hauptverdauung. Das erinnert mich an eine Fahrt in Bayern vor mehr als 20 Jahren. Wir kamen nach einer Nachtfahrt früh morgens in Neuschwanstein an und nahmen die erste Pferdekutsche hinauf. Ich saß ganz vorne auf dem Kutschbock und hielt mir nur noch die Nase zu. Die Pferde hatten wirklich eine gute Verdauung und zeigten das ganz schamlos. Also diese Episode kam mir unweigerlich in Erinnerung, als ich mich auf der Toilette im Flughafen – inzwischen war es 5:10 Uhr morgens – befand.
Wir suchten schließlich eine Kaffeebar auf und bestellten einen Kaffee und ein Sandwich. Wir schauten uns die Leute an, die auch auf Ihren Abflug warteten. Und irgendwie kamen wir uns schon wie Außenseiter vor. Links von mir stand eine Gruppe aus dem Schwabenland und hatten halbe Liter Bier vor sich stehen. Und es blieb nicht bei diesem halben Liter. Etwas weiter standen zwei junge Männer und tranken ebenfalls voller Begeisterung ihr erstes Bier an diesem frühen Morgen. Auch draußen vor Tür, wo Burkhard noch seine Zigarette rauchte stand ein Frauengrüppchen und hatte volle Becher mit sprudelndem Sekt. Irgendwie scheint das ein Ritual zu sein, dass man den Urlaub – egal um welche Uhrzeit – mit Alkohol beginnt. Wieso eigentlich. Den Urlaub muss ich mir doch nicht schön trinken. Den will ich doch genießen. Warum soll ich soviel Geld für die Reise ausgeben, wenn ich die Hälfte gar nicht mehr mitbekomme – bei diesem Alkoholspiegel. Nicht, dass jetzt jemand meint, ich wäre Abstinenzler. Ich trinke gerne ein gutes Glas Rotwein oder auch ein kühles erfrischendes Bier. Aber eben nicht morgens – da bleibe ich lieber bei einem starken Kaffee und erlebe anschließend die Welt so wie sie ist, also ohne verklärenden Nebel eines Alkoholrausches.
Aber damit sind die Kuriositäten am Flughafen noch nicht vorbei. Wir gehen durch die Abfertigung, setzen uns nahe des Ausganges hin und ich beobachte noch ein wenig die anderen Fluggäste. Es ist immer wieder spannend zu sehen, was einzelne Reisende als Handgepäck dabei haben. Manches Bordgepäck ist größer als mein Hauptkoffer. Und auch manches Buch, das als Reiselektüre dienen soll, ist doppelt so dick wie „Herr der Ringe“. Und das ist schon ein Buch mit mindestens 1000 Seiten. Ich lese gerne, aber doch nicht dann, wenn ich auf Reisen gehe. Das ist zuhause doch viel gemütlicher. Die Reise habe ich doch gebucht, um die Welt live zu erleben. Da ich nicht das ganze Jahr über diese Möglichkeit habe, verbringe ich den Rest der Zeit damit, mir diese Abenteuer über ein spannendes Buch oder einen fesselnden Film zu verschaffen. Aber wenn ich dann tatsächlich unterwegs bin, dann kann ich das Buch doch zuhause lassen. Da plötzlich sehe ich eine junge Frau, die eine Decke mit dabei hat. Ich dachte zunächst, sie habe wohl die Befürchtung im Flugzeug zu frieren. Nun das könnte ich verstehen, auch mir ist an Bord manchmal zu kühl. Deshalb habe ich meistens eine Fleece-Jacke dabei, die ich bei Bedarf – je nach Temperatur – an- oder ausziehen kann. Bei näherem Hinsehen erkenne ich aber, dass sie ein großes Badetuch in der Hand hält.. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder sie ist ein praktisch denkender Mensch und sie nutzt das Badetuch für mehrere Zwecke. Also nicht nur zum Abtrocknen oder am Strand zum drauf liegen, sondern eben auch zum wärmen. Oder aber der Koffer war so voll gepackt, dass das große Badetuch nicht mehr hinein passte. Nun vielleicht wird das dann künftig Mode. Kein Schultertuch mehr, sondern ein Badetuch. Man kann viel lernen auf so einer Reise.