KASAPA Centre

Die ersten drei Tage in Ghana verbringen wir im KASAPA Centre, wo wir auch die ersten einheimischen Gerichte wie Red-red und Fufu kennen lernen.

Erst danach begeben wir uns auf die geplante Rundreise. Außer uns gibt es kaum Gäste. Nur den ersten Tag verbringen wir noch gemeinsam mit Marietta aus München, die sich in KASAPA zwei Wochen von ihrem anstrengenden Job erholt hat.

Morgentoilette im KASAPA Centre

Die sanitären Anlagen sind zunächst etwas ungewohnt. Bei der Toilette handelt es sich um ein Kompost-Clo, ganz ohne Wasserspülung. Bei einem größeren Geschäft muss man Asche durch das Becken werfen. Dafür stehen ein kleiner Eimer mit Asche und eine Schaufel bereit. Daneben gibt es zwei Waschbecken, jeweils mit einem Spiegel. Und es gibt separat abgetrennte Duschen. Warmes Wasser steht nicht zur Verfügung, aber das Wasser ist hier ohnehin nicht sehr kalt und ich empfinde die Dusche angenehm erfrischend. Strom gibt es auch hier keinen, so dass ich die Haare nicht föhnen kann. Aber darauf bin ich eingestellt. Ich hatte mir vor dem Urlaub die Haare etwas kürzer als gewohnt schneiden lassen. So kann ich die nassen Haare mit dem Handtuch etwas trocken rubbeln, der Rest besorgt der warme Wind.

Frühstück

Das Frühstück in KASAPA ist speziell. So gibt es zum Beispiel Maisbrei. Susanne, unsere Gastgeberin erklärt uns, dass dies ein Überbleibsel der Kolonialzeit sei. Die Engländer essen schließlich mit Vorliebe Porridge zum Frühstück. Gleiches gilt für das überall beliebte Weißbrot. Da haben wir jedoch Glück, jeden Morgen gibt es ein sehr leckeres, frisch gebackenes, dunkles Brot. Weiter haben wir die Wahl zwischen grünem Tee und frisch gebrühtem Bohnenkaffee. Diese Wahl fällt uns leicht, der Morgen muss einfach mit einen guten Kaffee beginnen. Gesalzene Butter, Erdnussbutter und selbstgemachte Ananasmarmelade sowie eine große Platte mit Salat vervollständigen den Frühstückstisch.

Kofi

Beim Frühstück lernen wir Susannes Mann kennen. Sein Name ist Kofi. Wer schon einmal in Ghana gewesen ist, der weiß, dass dieser Name keine Seltenheit ist. Das liegt daran, dass jeder Ghanaer und jede Ghanaerin nach dem Wochentag benannt werden, an dem sie geboren wurden. Für Frauen und Männer gibt es unterschiedliche Bezeichnungen. Der Name Kofi lässt erkennen, dass man an einem Freitag geboren wurde. Viele Ghanaer geben sich daneben gerne noch andere Namen nach berühmten Vorbildern. So heißt unser Fahrer beispielsweise Bismarck.

Madame-Time und Director-Time

Beim gemeinsamen Frühstück erzählt Marietta uns eine lustige Begebenheit. Sie erklärt, dass es hier zwei Zeiten gebe. Wenn Susanne einen Termin ausmache, dann bedeute dies nach deutscher Gründlichkeit genau die Uhrzeit, die sie auch nenne. Dies sei im KASAPA Centre die „Madame-Time“. Wenn man aber mit Kofi einen Zeitpunkt vereinbare, dann könne man eine Viertelstunde hinzufügen, dies sei dann „Director-Time“. So würde man am Ende Missverständnissen vorbeugen. Wir merken uns das gut.

Fauler Vormittag

Am ersten Tag gehen wir nach dem Frühstück zu unserem kleinen Bungalow zurück und setzen uns auf der Veranda in einen der bequemen Stühle. Obwohl ich fast nichts getan habe, fühle ich mich ziemlich schlapp. Irgendwie benommen und etwas dumpf im Kopf. So als wenn ich mittags schon zwei Bier getrunken hätte. Ich versuche, etwas im Reiseführer zu lesen, aber die Augen fallen mir immer wieder zu. Ich lasse es geschehen. Schließlich ist das unser erster Tag in Ghana und wir haben noch 16 weitere Tage vor uns.

Red-red

Gegen 1 Uhr mittags treffen wir uns zum gemeinsamen Mittags-Imbiss. Wer möchte, kann diesen morgens vorbestellen. Wir hatten uns für ein Thunfisch-Sandwich und einen kleinen Obstsalat entschieden. Das Obst ist phantastisch. Ananas, Mango, Papaya und Grapefruit. Alles sehr aromatisch, und nicht vergleichbar mit den Früchten aus dem Supermarkt in Deutschland. Daran könnte ich mich gewöhnen.
Unsere Gastgeber essen ein traditionelles Gericht mit Namen „Red-red“. Das sind frittierte Bananenscheiben und eine gut gewürzte Bohnensauce. Wir probieren einmal davon. Es schmeckt gar nicht schlecht. Kofi mischt unter seine Bohnensauce getrocknete Maniokkörner. Man muss ein wenig warten, dann quellen die Körner auf und das Gericht sättigt etwas mehr. Kofi erzählt, dass er in seiner Kindheit immer nur wenige Bananenstücke bekommen hat, und er diese Maniokkörner unter sein Essen gemischt hat, um satt zu werden. Diese Gewohnheit habe er bis heute beibehalten.

Fufu

Bei Susanne und Kofi lernen wir am nächsten Tag ein weiteres traditionelles Gericht kennen. Es nennt sich „Fufu“. Das ist ein klebriger Kloß, der aus gekochtem Maniok und Kochbananen gestampft wird. Die Zubereitung ist abenteuerlich anzusehen. Eine Person knetet den Teig immer wieder in einem breiten Gefäß mit den Händen zu einem großen Klumpen, während eine andere Person stehend mit einem langen Holzstößel den Teig rhythmisch von oben stampft. Es muss ein eingespieltes Team sein, den allzu schnell könnten die knetenden Hände im Weg sein, wenn der Stoß von oben kommt. Aus der fertigen Masse werden Tennisball große Klöße geformt, die schließlich in einer Suppe oder Sauce gar gekocht werden. Gegessen wird mit den Fingern. In einer bereitgestellten Schüssel mit Wasser reinigt man sich zuerst die rechte Hand. Dann greift man in die Suppe, bricht ein kleines Stück von dem Kloß ab und fischt damit die Fisch- oder Fleischstücke aus der Suppe. Auf keinen Fall darf man die linke Hand nehmen, die gilt als unrein. Die Brühe trinkt man zum Schluss aus dem Teller. So richtig begeistern kann ich mich für dieses Gericht nicht. Mal sehen, ob sich das noch ändern wird.

Neuer Präsident in Ghana

Kofi bleibt mittags nicht lange am Tisch sitzen. In der Küche ist der Fernseher eingeschaltet. Im Dezember gab es Wahlen in Ghana. Unerwartet hat die Opposition mit deutlichem Stimmenvorsprung gewonnen. Nun ist in Accra die Einführung des neuen Präsidenten und der Minister. Dieses Ereignis wird life übertragen. Der neue Präsident Nana Akufo-Addo ist ein Ashanti und die Erwartungen an ihn sind groß. Er hat vor allem Wachstum und Wohlstand sowie mehr Arbeitsplätze für junge Menschen versprochen. Auch gegen die alltägliche Korruption will er vorgehen, für die er natürlich den bisherigen Präsidenten John Dramani Mahama verantwortlich macht. Man merkt, auch Kofi hat hohe Erwartungen an den neuen Präsidenten und hofft auf positive Veränderungen.

Abendessen

gibt es schließlich nach Einbruch der Dämmerung, so gegen halb sieben. Erst jetzt gönnen wir uns ein erfrischendes Bier.
Die regelmäßigen Treffen zu den Mahlzeiten geben dem Tag eine Struktur und dienen dem gemeinsamen Austausch. Gemeinsam mit den Gastgebern diskutieren wir aktuelle politische Ereignisse. Vor allem aber erfahren wir viel aus dem alltäglichen Leben in Ghana. Von Vorteil ist sicherlich, dass Susanne sowohl in Deutschland als auch in Afrika lebt. Sie hat also die Wurzeln zur alten Heimat nie ganz abgebrochen. So hat sie einen ungetrübten Blick auf beide Länder.

Girlys

Beim Abendessen erfahren wir, dass die Mädchen in der Küche – Susanne nennt sie immer liebevoll ihre „Girlys“ – selber entscheiden, was gekocht wird. Denn die Mahlzeiten richten sich auch immer danach, was es gerade auf dem Markt zu kaufen gibt. Die grobe Richtung ist abgesprochen, aber ansonsten liegt die Entscheidung und Verantwortung alleine beim Küchenpersonal. Es sind drei hübsche junge Mädchen, die sich immer sehr attraktiv und mit viel Phantasie herausputzen. Die Vorbilder ergeben sich – so Susanne – aus einer der indischen Soaps (Bollywood Filme), die es im Fernsehen anzusehen gibt. Die Kleider und Shirts sind zum größten Teil Second Hand Ware aus Deutschland, von H&M oder anderen Billigketten. Sie werden mit etwas Glitzerkram aufgehübscht und sind deshalb immer sehr individuell und extravagant anzuschauen. Der Ausdruck „Girlys“ ist wirklich sehr passend.

Gute Nacht

Die Abende sind kurz in Ghana. Nach dem Abendessen und den zumeist anregenden Diskussionen mit unseren Gastgebern nehmen wir jeder noch eine zweite Flasche Bier und trinken diese in Ruhe vor unserer Hütte. Das Bier schmeckt im übrigen ganz gut. Es gibt zwei Sorten, unser Favorit ist „Star“. Es hat nicht ganz so viel Alkohol wie Kölsch oder Alt-Bier. Aber nach zwei Flaschen habe ich in der Regel doch die nötige Bettschwere um trotz der großen Hitze einigermaßen schnell einschlafen zu können.

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