In den Straßen von Elmina
Elmina ist eine Kleinstadt an der Küste in Ghana mit etwa 25.000 Einwohner. Berühmt und historisch berüchtigt ist dieser Ort natürlich durch das Sklavenfort, welches auch die touristische Hauptattraktion darstellt. Ganz anders in den Strassen von Elmina, wo kaum Touristen zu finden sind. Offenbar möchten die Reiseveranstalter, auch wenn es wenige sind, ihren Gästen den Kulturschock ersparen. Nach dem Motto: Sklavenfort ist hart genug.
Rundgang durch Elmina
Also, nach einer Besichtigungstour in dem Fort São Jorge da Minain waren wir verabredet mit einem einheimischen Reiseführer. Na ja, er kam jedenfalls aus dem Ort und er war bestrebt, uns sein Wissen über die Geschichte Elmina´s angedeihen zu lassen. Somit starteten wir denn auch lauschend seiner Worte über holländische Bürgerhäuser, wann, wie, warum und von wem erbaut, vom Friedhof und wer dort alles seine letzte Ruhestätte fand usw. … Ich muss ehrlich gestehen, für derlei Vortragstouren bin ich nicht geschaffen, zumal Alles was es so zu berichten gibt, heutzutage auch ganz wunderbar bei Wikipedia nach zu lesen ist, wenn es denn wirklich interessiert. Ich entdecke lieber selbst. Folglich höre ich sehr zum Leidwesen der Führer, immer nur mit einem zehntel Ohr hin; dafür muss Helmi genau zu hören, denn sie muss mir ja Antwort geben, falls ich Fragen habe 🙂
Nun gut, wem es nicht schon bei der Ankunft in Accra oder auf der Fahrt durch´s Land klar war, dass er mit den afrikanischen Eigenheiten hautnah konfrontiert ist, der kann sich dieser Erkenntnis bei einem Spaziergang durch die Strassen von Elmina nicht mehr entziehen.
Alltag in den Straßen von Elmina
Es scheint, als würde man seinen Lebensunterhalt damit bestreiten, in dem man für die Gemeinschaft kocht, handwerkliche Tätigkeiten anbietet oder einfach etwas verkauft. Inmitten dieses wuseligen Trubels ist es dann so ganz normal, dass die Kinder sich zum Fussballspiel versammeln, eine spontane Feier mit möglichst lauter Musik abgehalten wird oder man sich einfach ein Plätzchen am Straßenrand sucht, um dort ein Nap zu halten. Die meisten Straßen in Elmina sind noch aus der Kolonialzeit asphaltiert und mit einer Kanalisation ausgerüstet. Wohl dem, der sein Geschäft an einer dieser Straßen hat. Während unserer Zeit in Ghana hat es zwar nicht geregnet, aber der Normalzustand ist doch der tägliche Platzregen, den wir in Europa schon als Katastrophe ansehen würden. Nicht auszudenken sind dann die Verhältnisse in all den Nebenpfaden; denn von Straßen kann man da nicht reden.
Aber Afrikaner, und das bringt mich immer wieder zum Schmunzeln, sind da kreativ, was den Umgang mit unerwartet, widrigen Situationen anbelangt. Ansonsten ist immer „Alles gut“ wenn Nichts passiert. Warum sollte man sich den Stress machen, die Renovierung einer Straße oder eines Hauses zu organisieren, wenn es denn doch noch geht? Sowas macht weder Spass noch macht es satt und in Anbetracht der klimatischen Verhältnisse offenbar auch keinen Sinn, denn der nächste Regen kommt bestimmt, der das Tagwerk schnell wieder zunichte macht.
Koloniales Erbe
Vielleicht liegt auch in dieser Lebenshaltung der Grund, warum die vielen Stadthäuser aus kolonialer Zeit in nahezu ruinösem Zustand sind. Aufällig ist auch, dass diese Häuser fast alle unbewohnt sind. Man lebt offenbar lieber in kleineren und bescheideneren Behausungen vor oder neben einem solchen Stadthaus. Irgendwie keimt in mir bei diesem Anblick der Gedanke, dass es auch Methode haben könnte, auf diese Art und Weise mit der Zeit der Fremdbestimmung durch die Kolonialherren fertig zu werden. Quasi, Kolonialhäuser als Mahnmal! Mein Gedanke sollte auch später noch Bestätigung finden.
Aber genug geschwafelt. Bilder sagen oft mehr als tausend Worte und ich hoffe ihr bekommt so einen Eindruck vom Leben in Elmina.
Einfach in eines der Bilder klicken für eueren persönlichen Rundgang.
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