Zum Thema „Fotografieren in islamischen Ländern“ habe ich heute in der FAZ, einer der großen deutschen Tageszeitungen, folgende Geschichte gefunden, die mich zunächst erstmal schmunzeln ließ 🙂
Der salafistische Prediger Muhammad Salih al-Munajjid betreibt eine Website, auf der er Fragen zum Islam in Form von Rechtsauskünften beantwortet. Unter den neuesten Fatwas werden Fragen beantwortet wie „Darf mein Freund in eine Wohnungsgenossenschaft eintreten, um eine günstige Wohnung zu bekommen?“ und „Ich erwäge meine Cousine zu heiraten, aber sie ist von einem Dschinn besessen. Was sagt der Prophet zu einer solchen Heirat?“.
Auch die Frage, ob Schneemänner erlaubt sind, tauchte auf der Website auf. Die Frage mag im christlichen Kulturkreis abwegig erscheinen, doch nach Ansicht islamischer Fundamentalisten sind Abbildungen von Lebewesen generell verboten. Der Mensch soll nicht versuchen, Gott mit der Schaffung eines anderen Menschen oder eines Tieres nachzuahmen. Muhammad Salih al-Munajjid nimmt hiervon Abbildungen aus, die wie Vogelscheuchen kein Gesicht haben.
Doch das Abbildungsverbot gelte grundsätzlich auch für Schneemänner, da seien sich viele Geistliche einig, schreibt der Prediger. Dass Schneemänner nur mit viel Phantasie Menschen ähnelten, sei dabei irrelevant. Trotzdem sollten Kinder natürlich spielen. Deshalb empfiehlt er, den Kopf wegzulassen. Ohne Kopf gelte die Abbildung nicht als menschlich. Auch aus Teig dürften übrigens keine Menschen geformt werden. Die Abbildung von Tieren sei ebenfalls verboten. Erlaubt seien viele andere Dinge wie Bäume, Schiffe, Früchte und Gebäude.
Saudi-Arabien hatte in den vergangenen Tagen einen ungewöhnlichen Kälteeinbruch erlebt. Sogar in der Wüste schneite es. Ein Tiefdruckgebiet brachte kalte Luft aus Russland in den sonst von der Sonne verwöhnten Staat.
Eigene Erinnerungen an Marokko
Das erinnert mich an unsere letzte Marokko Reise. Nicht der Schneemann, sondern das Thema mit der menschlichen Abbildung im Islam. Denn unsere Fototouren über das Straßenleben, wozu natürlich hauptsächlich die Menschen gehören, arteten fast immer in teilweise agressiven Situationen aus.
Erlebnisse in Essaouira
Ich bin erst in Essaouira, wo ich auch dieses Bild gemacht habe, bei einer Recherche darauf gekommen. Auch eine Fotografie ist ein Abbild eines Menschen, das für einen streng gläubiger Moslem nur Allah zu steht. Ich würde als Fotograf sozusagen Gott spielen. Dieses Thema wird im Koran in der Tat in mehreren Suren behandelt. Jedoch ist es genauso wie z.B. mit dem Kopftuch, ein Sache des jeweiligen Imam, wie eng er diese Verse auslegt und es seiner Gemeinde vorgibt. Für mich erschienen die Aussage der Suren jedenfalls sehr grob umfassend und wenig konkret. Klar, Geräte mit denen man ein naturgetreues Abbild eines Menschen anfertigen kann, gab es zu jener Zeit als die Suren entstanden nicht und waren auch sicher jenseits jeglicher Vorstellung.
Es ist also durchaus schwierig, Strassenszenen in islamischen Ländern wie Marokko einzufangen. Mal geht es ganz gut und mal wird man regelrecht bewacht und wehe dem, man hebt die Kamera. Allerdings ein gutes Bakshish in Form einer Geldspende wird immer gern genommen und dann kann man auch fotografieren. In dem Fall guckt Allah dann nicht zu :)) Aber wie dem auch sei, das sind wenig authentische Fotos, die meist wenig aussagen.