Eine individuelle Rundreise und ein Aufenthalt im Kasapa Centre ermöglichen uns intensive Erfahrungen und nachhaltige Eindrücke von Ghana und Schwarzafrika.
Wussten wir, auf was wir uns bei einer Reise nach Ghana einstellen müssen. Im Nachhinein muss diese Frage mit „nein“ beantwortet werden.
Vor der Reise
Vor der Reise fragten die Freunde und Kollegen „Wo liegt Ghana?“, „Ist das nicht gefährlich?“, „Wie kommt man auf die Idee, dort hinzureisen?“
Nun, Ghana ist ein Land, ungefähr so groß wie Großbritannien, aber mit nur 40 Prozent der Einwohner. Ghana liegt in der Mitte von Westafrika am Golf von Guinea. Westlich von Ghana befinden sich die Elfenbeinküste und Liberia, östlich Togo und Benin. Im Norden grenzt Ghana an Burkina Faso.
Ist Ghana ein gefährliches Reiseland?
Nein, es ist nicht gefährlich Ghana zu bereisen. Seit 1957 ist das Land bereits unabhängig, übrigens als erster afrikanischer Staat. Vorher stand es unter der Herrschaft Großbritanniens. In Ghana werden Parlament und Präsidenten in freien Wahlen jeweils für vier Jahre besetzt. Ganz aktuell ist die Opposition an die Macht gelangt. Und zwar im Gegensatz zum Nachbarland Gambia ohne Aufstand oder militärisches Eingreifen. Es gibt zur Zeit auch keine besonders gefährlichen Krankheiten oder Epidemien. Wenn man von den üblichen Tropengefahren wie Malaria oder Dengue-Fieber absieht. Auch die Kriminalitätsrate soll im Vergleich zu anderen westafrikanischen Ländern niedrig sein.
KASAPA Centre
Ein Angebot des Reiseveranstalters „Reisen mit Sinnen“ hatte unser Interesse an Ghana geweckt. Als Ausgangspunkt und „Heimathafen“ der Reise wurde das KASAPA Centre angegeben. Dies ist ein Tourismus-Projekt, das von Susanne und ihrem ghanaischen Ehemann Kofi geführt wird. Die kleine Ferienanlage besteht aus einigen landestypischen Lehmhütten, einem großen überdachten zentralen Treffpunkt sowie einfachen Gemeinschaftsduschen und Kompost-Toiletten. Persönliche Betreuung wird garantiert und auf Wunsch kann man das Trommeln erlernen. Über KASAPA werden wir noch gesondert berichten.
Individuelle Rundreise
Von KASAPA aus konnten wir dann eine individuelle Rundreise zusammenstellen. Mit eigenem Fahrer und Reiseleiter haben wir sowohl die Ashanti-Region mit ihrer Hauptstadt Kumasi und dem den Ashanti heiligen See Bosumtwi, als auch die Volta-Region bereist. Diese individuelle Betreuung und die Unterkunft in überwiegend traditionellen und kleinen Gästehäusern und Lodges hatten unser Interesse geweckt. Und vor allem die Erwartung, dass uns hier ein sicheres Land empfängt, das vom Tourismus noch wenig berührt ist und sich deshalb seine Eigenheiten und Traditionen hoffentlich noch bewahrt hat. Ein ungetrübter Blick in die Verhältnisse in Schwarz-Afrika war unsere Hoffnung.
Nach der Reise
Nach der Reise fragten die Freunde und Kollegen „Habt Ihr einen schönen Urlaub gehabt?“, „Habt Ihr Euch gut erholt?“
Was antwortet man auf diese Frage. Es war kein Erholungsurlaub. Das war auch nicht geplant. Wir wollten Schwarz-Afrika abseits des üblichen Tourismus erleben. Das ist uns gelungen. Mit vielen Erfahrungen sind wir zurück in Deutschland. Die vielen guten Gespräche, vor allem mit Susanne und Kofi, sowie die Szenen und Bilder des Alltages in den kleinen und größeren Städte in Ghana haben unser Bild von Afrika verändert.
Persönliche Erfahrungen und Eindrücke
Die Erfahrungen und Eindrücke haben uns verstört. Die Frage, wie man Afrika helfen kann, ist ganz neu aufgeworfen worden. Heute wissen wir, mit Geld von außen ist Afrika in hundert Jahren nicht zu helfen. Unabhängig von der Notwendigkeit der Korruptionsbekämpfung muss die Gesellschaft sich dringend von innen erneuern. Alte Traditionen, die auf Neid und Hexerei gründen und das Streben nach mehr Wohlstand durch den Einzelnen verhindern, bremsen die wirtschaftliche Entwicklung der Länder in Afrika. Denn dadurch, dass die Familien- und Clanmitglieder an den Erfolgen Einzelner grenzenlos partizipieren, wird es unmöglich etwas Vermögen anzusammeln um beispielsweise für die Zukunft zu planen oder größere Investitionen zu tätigen. Vielmehr besteht die Pflicht, alles zu teilen.
Die Ökonomie der Hexerei
Hierzu gibt es eine sehr interessante Studie von David Signer „Die Ökonomie der Hexerei“. Er schreibt “Denn der Druck der Verwandtschaft auf jenen, der etwas hat, ist da, ob er das nun «Hexerei», «Gier» oder «Missgunst» nennt. Die Bittsteller sind nie zufrieden, und die Verwandtschaft ist tendenziell unendlich. Jeder Gewinn eines Mitglieds wird von einem anderen als Verlust empfunden; der erworbene Status (durch Leistung, Arbeit, Wissen) zählt nur wenig im Vergleich zum zugeschriebenen (Alter, Geschlecht) und das Glück wird nicht in Eigeninitiative gefunden, sondern in der Unterordnung unter einen Patron, der im Gegenzug für einen zu sorgen hat.“
Damit bleiben trotz guter Leistungen des Einzelnen alle arm und Leistung wird im übrigen nicht belohnt sondern bestraft. Es bleibt zu hoffen, dass Bildung langfristig eine Veränderung herbeiführt. Das Thema ist so interessant, dass es in einem eigenen Blogbeitrag näher ausgeführt werden soll.
Technischer Fortschritt versus Armut
Erschrocken waren wir über diesen totalen Kontrast zwischen technischem Fortschritt einerseits – fast jeder hat ein Smartphone – und den einfachsten Unterkünften andererseits, wo die Menschen mit Ziegen, Schafen und Hühnern dicht zusammenleben. Und dann überall diese Berge von Müll, durchmischt mit Tausenden von schwarzen Plastikbeuteln, die beim Verbrennen giftige Dämpfe hinterlassen. Ohnehin hatten wir häufig das Gefühl, dass wir uns auf der Müllhalde Europas befinden. Viele Autos, die hier noch im Einsatz sind, stammen augenscheinlich von den Schrottplätzen europäischer Länder. Deutsche Autos werden offensichtlich bevorzugt. Ich weiß nicht, ob ich mich dafür schämen soll oder ob es für Ghana gut ist überhaupt Autos für die Fortbewegung zu haben. Wie wir erfahren haben steuert die Regierung in Ghana inzwischen dagegen, indem sie ältere Autos mit höheren Einfuhrzöllen belegt.
Gesamteindruck
Ghana ist ein sicheres Land mit freundlichen Menschen. Vor allem die Volta-Region hat auch landschaftlich einiges zu bieten. Wer ein vom Tourismus noch relativ unberührtes Land in West-Afrika erkunden möchte, der ist hier willkommen. Man muss sich jedoch auf ein manchmal schwer zu ertragendes tropisches Klima und auf teilweise sehr einfache Unterkünfte und wenig abwechslungsreiches Essen einrichten. Dafür bekommt man einen authentischen Einblick in das Leben in Schwarz-Afrika.
Wer sich aber von dieser Reise überwiegend schöne Landschaften oder die Begegnung mit wilden Tiere erträumt, also dieses typische Afrika-Feeling erwartet, der sollte besser andere Regionen bereisen.
Die Erfahrungen, die wir während unserem Aufenthalt in Ghana machen konnten, sind gut und wichtig für das Verständnis zwischen den Kulturen. Deshalb sind wir froh, diese Reise gemacht zu haben. Mit den nachfolgenden Beiträgen wollen wir Euch mit Wort und Bild an unseren Erfahrungen und Eindrücken teilhaben lassen.